ZiB

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Ich kenne die Aufnahmen nicht, aber ich stelle mir Figl auf dem Balkon vor.

von Karl Hohenlohe

über Erich Lessing

Wahrscheinlich war das Schreiben an ein Ministerium adressiert. Der Zuständige wird verwundert gewesen sein. Üblicherweise formulieren wir Bittstellungen, Anfragen und Gesuche, in diesem Fall war es umgekehrt.

Ein Bürger offerierte ein Geschenk, was heißt ein Geschenk, 60.000.

Herr Erich Lessing, der heute seinen 90. Geburtstag feiert und selbst aussieht wie eine seiner meisterhaften Aufnahmen, hat der Österreichischen Nationalbibliothek Fotografien überantwortet.

Dies liest sich nüchtern, doch die Bilder gleichen einem Schatz. Jeder Schatz birgt einen weiteren in sich, ein kaiserliches Diadem, ein Zepter, der Diamant des letzten Herrschers von Thukur.

Die Kronjuwelen in dem sagenumwobenen Schatz von Erich Lessing sind die Aufnahmen von der Unterzeichnung des Staatsvertrages. Dieses Bündnis ist den Halbwüchsigen nicht von Bedeutung.

Sie haben es nicht als emotionalen Schlussstrich einer düsteren Zeit, sondern als lästige Prüfungsfrage in Erinnerung.

Ich kenne die Aufnahmen nicht, aber ich stelle mir Figl auf dem Balkon vor und darunter ein Meer dünner Menschen.

Von den Eltern hörte man, dass die Großeltern damals spontan Walzer im Belvedere getanzt haben. Viele Männer und Frauen, aber noch immer viele Frauen zusammen. Ihnen waren in der düsteren Zeit die Tanz- und Lebenspartner abhanden gekommen. Herr Lessing hat dies dem langsamen Vergessen vorenthalten.

Ein wunderbares Geschenk, das uns vereint, denn ungeachtet des religiösen Bekenntnisses, der politischen Einstellung, ob Arm oder Reich, können wir gemeinsam Danke sagen.

Kommentare