Wüstenschiffbruch
Das Kamel war nun ein Star und ließ sich nicht von jedem Staatschef streicheln.
Jahrelang stand es herum und trank, manchmal trug es ein paar Säcke, dann trank es wieder. So zogen die Jahre ins Land, es wurde zäh und fest und verwandelte sich vom Transport- zum Verzehrkamel. Plötzlich standen einige Menschen vor ihm, betasteten seine mürben Flanken, Höcker und Fesseln und sagten: "Das merkt er nie."
Dann kamen die Menschen schon wieder in den Stall, bürsteten es, putzten das struppige Fell mit Glanz-Shampoo und waren sehr zufrieden mit ihrem Tun. Die Menschen waren wirklich verrückt geworden, jetzt wickelten sie es noch in ein riesiges weiß-blau-rotes Tuch und führten es einem kleinen Mann mit Brille zu.
Alle Menschen rund um diesen Mann, ganz Mali, ja ganz Westafrika, schienen dem Kamel zuzujubeln. Der Mann mit der Brille – später sollte das Kamel erfahren, dass er Hollande hieß und ein Land führte – wollte das Kamel streicheln, aber das Kamel war nun ein Star und ließ sich nicht von jedem Staatschef streicheln.
Immer wenn er es streicheln wollte, legte es den Kopf zur Seite, der Mann mit der Brille versuchte es erneut, Fotografen und Kameraleute waren außer sich, es blitzte, es surrte und das Kamel suhlte sich in seinem neuen Glanz.
Dann wurde das Kamel dem Mann mit der Brille geschenkt, der Geschenknehmer versicherte, dass er es, so oft es ihm möglich wäre, zu Transportzwecken verwenden würde. Er kannte den Unterschied zwischen Transport- und Verzehrskamelen nicht. Irgendwann starb das Tier, wurde verzehrt – nicht von seinem Besitzer – und noch im Kamel-Himmel wunderte sich das Kamel darüber.
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