Ich kenne eine Frau, die sagt wirklich „Ich mache jetzt aufräumowitsch“ und ihr Mann verabschiedet sich mit „Grießkoch“.

von Karl Hohenlohe

über locker gebrachte Verballhornungen

Es war nach dem Konzert in Schönbrunn, als sich der Regen endgültig in Schnürlregen verwandelt hatte.

Da trat der Sänger Michael Schade strahlend vor die Kamera, lobte den Enthusiasmus des Publikums und unterstrich dieses Lob mit dem Hinweis, man müsse sich um die klassische Musik in Österreich „null Sorgen machen“.

Aber Michael Schade sagte nicht, „null Sorgen machen“, sondern „nullo Sorgen machen“. Das hat mir sehr gut gefallen. Hätte er „keine Sorgen“ gesagt oder „keinerlei Sorgen“, er wäre uns als ein nüchterner Mensch in Erinnerung geblieben, „null Sorgen“ sind weniger als eine Sorge, aber „nullo Sorgen“ bedeutet in Österreich die reinste Freude.

„Nullo“ hat die gleiche Strahlkraft wie das locker gesetzte „Tschüssikovski“, wenn man sich verabschiedet oder das aufwühlende „Sapperlotti“, wenn man einer Erzählung ganz besondere Aufmerksamkeit beimessen will.

Immer wieder überraschen hochseriöse Menschen mit völlig unerwarteten, plötzlich hingeworfenen Verballhornungen und unterstreichen damit, dass sie entweder gar nicht so sind, wie man es erwartet hat, oder dass sie genau so sind, wie man es erwartet hat.

Diesbezüglich möchte ich auf das sterbenslangweilige Wortgebilde „an und für sich“ verweisen, dass dann kontinuierlich auf „an und Pfirsich“ gebogen wird und schon das erste Mal für keine Lachstürme sorgt. Ich kenne eine Frau, die sagt wirklich „Ich mache jetzt aufräumowitsch“ und ihr Mann verabschiedet sich mit „Grießkoch“. Sie passen ausgezeichnet zusammen.

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