Wissenslücke

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Stele? What the hell ist eine Stele?

von Karl Hohenlohe

über Intelligenz


Der Termin war von kurzer Hand vorbereitet.

Neben mir saß die Hausherrin, Frau Direktor Sabine Haag, dann der stellvertretende Generaldirektor, Herr Franz Pichorner, und weitere fabelhafte Fachkräfte des Kunsthistorischen Museums.

Es ist für einen Menschen, der sein Biologiestudium abgebrochen hat, ein erhebender Moment, im Kreise von Wissenschaftlern Platz genommen zu haben.

Man fühlt sich plötzlich intelligenter. Es ging um eine Eröffnung im Jänner, die noch guter Grund für zahlreiche Publikationen sein wird. Bald waren wir mitten im Thema und gerade als mein Blick hinüber zur Hofburg glitt, geschah es.

Plötzlich hallte der Satz „Wir müssen noch überlegen, ob wir eine Stele nehmen“ durch den Raum. „Stele? What the hell ist eine Stele?“, wollte ich fragen, sah jedoch meine gerade gewonnene Intellektualität unterminiert und schwieg. Darüber hinaus war ich der festen Überzeugung, die anderen würden nachfragen, was sich jedoch als Irrtum entpuppte.

Da saß ich also, unbeleckt von der Existenz einer Stele, und hielt es nicht mehr aus. Mein Schreien unterdrückend würgte ich: „Wissen hier alle, was eine Stele ist?“ heraus. Die unmittelbare Folge war ein allgemeines wie brutales „Ja!“!

Behutsam wurde ich dann aufgeklärt, eine Stele sei ein freistehender Pfeiler, der oftmals für Inschriften oder Ehrentafeln diene. Später taumelte ich aus dem KHM und wurde von dem Faktum übermannt, dass es wohl niemals eine Stele geben würde, die meinen Namen trägt.

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