Wasserzeichen

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Wenn eine oder einer also weint – man weiß nie.

von Karl Hohenlohe

über das Weinen.

Nun erfuhr man, dass Herr Robert Dornhelm sehr nahe am Wasser gebaut ist.

Es gibt ja viele aus der Filmszene, die auf Kommando Tränen vergießen können, aber man glaubt ihnen nicht.

Sie lachen, wenn man sie darum bittet, sie weinen, wenn man es ihnen sagt, und haben auch mit dem Rotwerden keinerlei Probleme.

Vor vielen Jahren durfte ich einmal als Statist dienen, man gab „Katharina die Große“ und stellte mir verdiente Leinwandgrößen wie Catherine Zeta-Jones, Omar Sharif und Christoph Waltz zur Seite. Letzterer spielte die Rolle des Mirowitsch, wer immer das war.

War es die Historie oder das Drehbuch, ich kann mich nicht mehr entsinnen, in jedem Fall wurde nach Tränen von Katharina der Großen verlangt. Flugs war ein Maskenbildner zur Stelle, führte mit zarten Fingern eine Pipette an die rosige Wange der Schauspielerin und setzte dort einen Tropfen Glyzerin ab.

Gerade hatte Catherine Zeta-Jones noch schallend gelacht, aber es hing ihr eine Träne im Gesicht, und plötzlich lag Trauer in der Luft.

Katharina die Große weinte um ihr Leben, war es wegen Orlow oder Potemkin, ich weiß es nicht mehr.

Nie zuvor hatte ich so einen rapiden Stimmungswechsel wahrgenommen. Es war, als hätte Edi Finger gleich nach seinem „I wer’ narrisch“ in einem Jerry-Cotton-Roman weitergelesen oder Pierre Brice nach seinem Winnetou-Tod kokett in die Kamera gezwinkert.

Wenn eine oder einer also weint – man weiß nie.

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