Sie gilt als versierteste Geisterfahrerin Österreichs

von Karl Hohenlohe

über Lotte Ingrischs Kontakte zum Jenseits

"Als ich merkte, dass ich gestorben bin" heißt das neueste Buch von Lotte Ingrisch. Frau Ingrisch verfügt über allerbeste Kontakte ins Jenseits, sie gilt als versierteste Geisterfahrerin Österreichs. Man soll gerade als Gesellschaftschronist sparsam mit der Veröffentlichung über das eigene Privatleben umgehen, aber heute möchte ich ein Zipfelchen lüften.

Ich werde von Frau Ingrisch gerne "Neffe" gerufen und ich bezeichne sie als "Tante". Ich weiß nicht mehr, wann und wie diese plötzliche Familienbande entstand, aber solchermaßen sind wir bei allfälligen Treffen, zwei, dreimal im Jahr, ein Herz und eine Seele. Nun hörte man Frau Ingrisch kürzlich über die Geister der Hofburg referieren, wo sie ja selbst ein Appartement bewohnt.

Man hat ja im Laufe seines Lebens viel über Geister gehört, egal ob sie polterten, aus Canterbury kamen, von Geisterjägern verfolgt wurden oder ganz einfach nur sinn- und kopflos in Bibliotheken herum standen. Die simpelste und vom Zeitgeist noch weiter ins Jenseits zurück gedrängte Form der Geist-Erscheinung ist aber der Geist im Nachthemd oder unter dem Leintuch. Er ist nur bedingt gruselerzeugend und versprüht Gemütlichkeit. Was der Polt unter den Gendarmen, ist der Leintuch-Geist unter den Jenseits-Kreaturen.

Frau Ingrisch hatte kürzlich eine Begegnung. Es war Schlag Mitternacht, als ihr ein weißer Schatten im Gang entgegen trat. Frau Ingrisch, in ein weißes Nachthemd gehüllt, hatte sich selbst im Spiegel gesehen. Also kein Geist? Bei der Tante bin ich mir da nicht so sicher.

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