Vergang’ne Zeiten

Ges.m.b.H.: DÖF
Ges.m.b.H: Karl Hohenlohe über Franz Joseph Kaiser, einer von uns.
Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Samstag in der Früh reiben sie sich den Schlaf aus den Augen, treten vor den Spiegel und greifen nach dem Backenbart.

Später dann treten sie in Laxenburg, Bad Ischl und Schönbrunn vor die Menge, winkeln den Arm an, heben ihn zum Gesicht und versuchen, möglichst gütig dreinzuschauen.

Das ist der Moment für die Menschen, sie zücken ihre Fotoapparate und drücken ab, so nahe wird man dem hohen Herren so bald nicht wieder kommen.

Am Samstag wäre Kaiser-Geburtstag. Der 1916 verstorbene Kaiser lebt. Er lebt in Postkarten, Kaffeehäferln, Untersetzern und in Romy Schneider, die auch nicht mehr am Leben ist. Der Kaiser hat heute nicht mehr viele Fans, aber einer von ihnen, ein überzeugter Sozialist, hat immer ein Geheimnis daraus gemacht.

Es war am 18. August in Triest, wo ich plötzlich auf dem Hauptplatz Fritz Muliar gegenüberstand. Was ihn denn hierher verschlagen habe? Der Geburtstag des Kaisers, den er verehrte, wie man die gute alte Zeit verehrt, ungeachtet, ob sie letztendlich wirklich so gut gewesen war. Irgendwo in Triest beging man den Geburtstag des Kaisers und wenn Fritz Muliar Zeit hatte – und für dieses Jubiläum hatte er immer Zeit – reiste er zur Ehrerbietung nach Triest.

Die schönste Bezeichnung für den Kaiser hat man kürzlich im Fernsehen gehört. Da saß ein Mann, hoch oben im Glockenspielwerk von Heiligenkreuz, und sprach von "Franz Joseph Kaiser".

In dieser Form habe ich von S. M. noch nie sprechen gehört, es entkleidet ihn im Nu von allem höfischen Klimbim und fast möchte man meinen, Franz Joseph Kaiser war einer von uns.

Einladungen, Beschwerden, Hinweise:office(at)hohenlohe.at

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