Ungeduldsprobe

Ges.m.b.H.: DÖF
Ges.m.b.H: Karl Hohenlohe über den wartenden Journalisten und den jagenden Fotografen.
Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Plötzlich kommt Unruhe in den Raum.

Wie auf Zuruf rotten sich die ersten Kamerateams zusammen, bald haben sie eine Reihe gebildet und warten.

Er isst noch, und ich muss an eine Henkersmahlzeit denken.

Journalisten warten anders als Bäcker, Anstreicher oder Jäger. Die kontinuierliche Verfärbung des Teiges hat etwas Beruhigendes, die Trocknung des letzten Lackanstriches kontemplative Züge und die Erwartung eines Wildes kann nur in größtmöglicher Ruhe geschehen.

Hier aber wird die Beute durch Räuspern, aufmunternde Blicke und unbewusste Gestik zu Aktivität animiert, die Unruhe wird körperlich spürsam.

Die großen Objektive wirken wie hungrige Insektenaugen, die nach Essbarem gieren und doch nur durch Sensationen satt werden.

Vereinzelt blitzen plötzlich helle Lichter auf, die Kamera sinkt und zurückbleibt ein Fotografengesicht, ein Auge ist vom Anvisieren gerade noch geschlossen.

Die dreibeinigen Stative haben ein Stück Land markiert, dessen Grenzen mit größter Sorgfalt verteidigt werden.

Überwindet ein Kontrahent diese diffuse Barriere, wird er ermahnt oder mit Blicken abgestraft.

Die Kameramänner glauben, dass sie das erste Recht auf das beste Bild haben – die Fotografen auch.

Sie liegen nicht auf der Lauer, sie stehen.

Dann legt er sein Besteck zur Seite und auf einmal wird es ganz still.

Die Semmel ist jetzt goldbraun, der Lack getrocknet und der Jäger ist zum Schuss bereit.

Tobias Moretti steht auf und hält seine Laudatio auf Sarah Wiener, die Feinschmeckerin des Jahres.

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