Tuchfühlung

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Heute wird nur mehr geschaut, wobei das Opernball-Befürworter und Opernball-Gegner, oft gemeinsam, vor dem Bildschirm tun.

von Karl Hohenlohe

Ballvergleich

Nun war Herr Reumann vulgo "Seitenblicke" beim Ball in der Semper-Oper in Dresden. Er tat das, was wir auch machen würden: Er verglich.

"Der Ball in der Semper-Oper" versus " Wiener Opernball", ein wenig "Deutschland : Österreich", fast "Groß gegen Klein". Der eklatanteste Unterschied: In Dresden stehen Tausende mit roten Luftballons vor der Oper und freuen sich mit den einziehenden Gästen.

Dies können wir von Wien nicht behaupten. Früher wurde wenigstens noch gerne protestiert, halbherzige Demonstranten hielten Plakate mit Aufschriften wie "Esst die Reichen", "Opernball nein" und "Wir gegen Walzer" in die Höhe und gingen dann bald wegen Nichtbeachtung auf einen Sekt.

Heute wird nur mehr geschaut, wobei das Opernball-Befürworter und Opernball-Gegner, oft gemeinsam, vor dem Bildschirm tun. Nur vereinzelt finden sich noch Menschen vor der Oper ein, die nicht professionell mit dem Ball zu tun haben.

Für Sekundenbruchteile erhaschen sie dann einen Blick auf den Herrn Bundespräsidenten oder den Buster Keaton des Opernballs, der dieses Jahr mit Frau Canalis die Loge teilt. Kaum ausgestiegen, werden die Stars vor der Oper von einer Horde Bildberichterstatter eingesaugt und dann, auf dem nach Barbara Rett benannten Rett-Carpet, wieder ausgespien.

Dies alles ist im ORF zu bestaunen, so dicht kommt man in der Semper-Oper nicht an die Stars. Manche sagen, das Fernsehen ersticke den Opernball, ich denke, er haucht ihm noch mehr Leben ein.

Kommentare