Tropfen-Weise

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Ich erwarte einen Gaumenschmaus für die Ohren und das Auge trinkt mit.

von Karl Hohenlohe

über „Philharmonic Taste“

Wenn noch Zeit bleibt, könnte man am 7. Dezember in die Franziskanerkirche pilgern. Dort wird ein Experiment geboten, ein Versuch, die Künste miteinander zu verschmelzen, nämlich Essen, Trinken und Musik in Einklang zu bringen.

„Philharmonic Taste“ ist das Motto, das von den Besuchern als auch von den Ausführenden größeren Mut verlangt. Herr Großbauer, Primgeiger der Wiener Philharmoniker, und Freunde werden den Geschmack in Noten kleiden.

Wie schmeckt Tschaikowsky, welchen Abgang erzeugt Ravel und welcher Satz von Brahms passt zu Chardonnay?

Es klingt im ersten Moment ein wenig kühn, dass man Mozart in Form von vergorenen Weintrauben erkosten könne, aber es soll Blinde geben, die durch Ertasten die Farbe bestimmen können und auch Herr Beethoven komponierte die 9. Sinfonie, als er bereits nahezu taub war.

Ich selbst machte die Probe auf das Exempel, köpfte eine übrig gebliebene Flasche „Kalterer See“, die man seinerzeit an den italienischen Tankstellen in einer Schilfummantelung günstig erwerben konnte und war umgehend an den frühen Vico Torriani, Gus Backus, aber auch an Horst Winter erinnert.

Die hochgesteckten Erwartungen des „Kalterer See“ bezüglich des Kopfwehs wurden bei Weitem übertroffen.

Dies kann ich in der Franziskanerkirche ausschließen, u. a. haben die Herren Ott, Salomon, Heinrich oder Kracher Weine komponiert, sie werden u. a. von Mozart und Brahms begleitet.

Ich erwarte einen Gaumenschmaus für die Ohren und das Auge trinkt mit.

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