Tonleitern

Ges.m.b.H.: DÖF
Ges.m.b.H: Karl Hohenlohe über das Gerührtsein, das Weinen und das Lachen.
Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Für einen kurzen Moment stand die Zeit still.

Der Jedermann-Ruf verklang hinter dem Dom, die Wasserspiele in Hellbrunn versiegten und die Geparden im Tierpark verharrten glücklich in ihren Gehegen.

Gerade war der ehemalige Bundeskanzler vorgefahren, die Fotografen hatten einen internationalen Star ausgemacht und bald würde Frau Netrebko in "La Bohéme" auf der Bühne stehen.

Da stand Herr Reumann dem Salz­burger Bürgermeister und dem chinesischen Botschafter gegenüber und man unterhielt sich über die große Gefühlswelt, die in Ausnahmefällen von der Oper auf das Publikum übergreifen kann.

Nicht selten sieht man ja, wie die hartgesottensten Premierengäste beim Schlussapplaus die letzten Tränen wegwischen und die Damen die Taschentücher noch rasch in den glitzernden Handtäschchen verstauen.

Auch Herr Schaden gestand, mitunter mit den Tränen kämpfen zu müssen, dann sagte Mingde Shi etwas, das all das Getöse rund umher für ein, zwei Sekunden verstummen ließ. Der chinesische Botschafter verwies in einem Satz auf Ying und Yang, Gut und Böse, Groß und Klein, Ehrfurcht und Abscheu, Tristesse und Heiterkeit: "Wenn man gerührt ist", meinte er, und dabei lächelte er ein wenig, "muss man weinen und manchmal auch lachen."

Diese kleine Bemerkung wird Eingang finden in das nächste Standardwerk über die Freuden der Musik und warum sie uns so erbauen kann.

Das ist das Großartige an den Tönen, wir weinen, wenn Frau Netrebko der Schwindsucht erliegt und bald drauf lachen wir darüber, dass wir geweint haben.

Einladungen, Beschwerden, Hinweise:office(at) hohenlohe.at

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