In Grafenegg weinte man wegen der Musik.

von Karl Hohenlohe

über die Sommernachtsgala in Grafenegg

Nun konnte man den berühmten Seitenblicker, Herrn Robert Reumann, bei der Sommernachtsgala in Grafenegg beobachten.

Er erkundigte sich bei den zahllosen Prominenten, ob sie denn nahe am Wasser gebaut wären. Sie nickten.

Es hat Jahrhunderte gebraucht, bis sich die Berühmtheiten zum Weinen bekannten. Früher galten die Tränen als Privileg der Frauen, der Schwächlinge und Schöngeister.

Sah man einen Mann weinen, war er wahrscheinlich Dichter oder Pazifist und für den Kriegsdienst nicht zu gebrauchen.

In Grafenegg weinte man wegen der Musik. Nicht, weil sie missfiel, nein, weil sie so schön war. Trotz allgemeiner Beteuerung, den Tränen freien Lauf zu lassen, sah man aber keine. Wieso?

Weil die Berühmtheiten nach innen weinen. Dort heulen sie wie Schlosshunde, manche schluchzen, andere jammern so laut, dass es die Akustik störte. So verhalten sie sich diszipliniert und die Tränen gingen nur in Gedanken auf Reisen.

Kürzlich hörte man den ehemaligen Leibfotografen von Kaiser Karl im Radio über einen Frontbesuch in den Alpen erzählen.

Beim Anblick eines ganzen gefallenen Bataillons hätte sich der Kaiser hingekniet, bitterlich geweint und ein rasches Ende des Krieges zugesichert, da er das Morden nicht mehr vor Gott verantworten könne. Es hat trotzdem noch länger gedauert.

In den Dolomiten, in Grafenegg, auf der ganzen Welt ist die Kraft der Tränen begrenzt, aber durchaus mit jenem steten Wasser zu vergleichen, dass dann doch irgendwann den Stein höhlt.

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