Sichtweise

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Es ist ein urösterreichisches Phänomen, dass man die Helden des Landes, auch wenn man sich nicht an sie erinnern kann, attraktiv in Erinnerung behalten will.

von Karl Hohenlohe

über Prinz Eugen & Mozart

„Sie sind ein Nestbeschmutzer“, schreibt Emmerich K. aus S. und bezieht sich auf die gestrige, an diesem Platz erschienene Epistel, die das Aussehen des Prinz Eugen sel. zum Inhalt hatte. Durchlaucht war nicht schön.

Es ist ein urösterreichisches Phänomen, dass man die Helden des Landes, auch wenn man sich nicht an sie erinnern kann, attraktiv in Erinnerung behalten will.

Einst ging ein Beben durch die Menge, als die berühmte Historikerin Brigitte Hamann Wolfgang Theophilus Mozart als äußerst unansehnlich beschrieb, ein Doppelkinn in unsere Vorstellungskraft meißelte, und bis dato eine kurze, dickliche Figur zurückließ, die gleichermaßen Zoten wie unsterbliche Musik schuf und in ihren Briefen dem Darmwind huldigte.

Man kann nicht eindrücklich genug vor der Wahrheit warnen. Wer will schon ins Konzerthaus gehen, das Flötenkonzert G-Dur anhören und dann drängen plötzlich abscheuliche Gedanken über das Aussehen des Komponisten ins Gehirn? Das hat sich das Flötenkonzert nicht verdient.

Mit dem Ausdruck größten Bedauerns ziehe ich also die gestern getätigten Aussagen zurück. Prinz Eugen war trotz seiner Ein-Meter-Fünfzig riesengroß, ja stattlich, er hatte volles Haar, so etwas von ebenmäßigen Zügen und die Zähne waren von fabelhaftem Gelb, so dass die ganze Nation an Elfenbein dachte.

Schon möglich, dass immer wieder gelber Kautabak-Saft vom Mundwinkel auf den zauberhaft abgewetzten Rock triefte, aber nobody is perfect.

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