Shreksekunde

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Er ist grün, dick, sehr freundlich, hat Trompetenohren und ich kenne niemanden, der ihm ähnlich sieht.

von Karl Hohenlohe

Über Shrek

Nun sprach der sehr sympathische Cornelius Obonya im Radio. Er hat eine schöne Stimme, gebeizt mit einem leisen Hauch Schönbrunnerdeutsch. Die Gefahr bei schönen Sprechstimmen liegt darin, dass man sich zuerst auf den Klang und dann erst auf den Inhalt konzentriert. Als Herr Obonya, der Favorit der Massen, jedoch plötzlich auf mein Lieblingsthema zu sprechen kam, war ich ganz Ohr. Mein Lieblingsthema: Shrek. Für alle, die Herrn Shrek nicht kennen, er wurde von den Nachfahren Disneys kreiert, er ist grün, dick, sehr freundlich, hat Trompetenohren und ich kenne niemanden, der ihm ähnlich sieht. Wenn ich jemand kennen würde, der Herrn Shrek ähnlich sieht, würde ich es nicht publizieren.

Nun erzählte Herr Obonya in höchsten Tönen von Herrn Shrek und seinem erfüllten Familienleben. Einmal verheiratet, kam jedes Jahr ein Kind, in den Zeichentrickfilmen geht das wahnsinnig schnell. Dort sah man die Shreks dann tagaus, tagein kochen, bügeln, Kinder anziehen, ausziehen, füttern, frisieren etc.

Zu später Stunde, als die Kleinen endlich schliefen, setzten sich Herr und Frau Shrek glücklich zusammen, blickten sich verliebt in die Augen und Herr Shrek sagte: „Und was machen wir jetzt?“ In diesem Moment befuhr ich einen Tunnel, verlor den Kontakt zu den Radiowellen und Herrn Obonya. Ich weiß also nicht, was die Shreks taten. Als der Tunnel zu Ende war, hörte ich Herrn Obonya lachen – ich vermute, weil die Shreks nicht übereinander herfielen, sondern das taten, was alle kinderreichen Ehepaare am Abend am liebsten machen: schlafen.

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