Seelenruhig

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Herr Sledge blieb seinem größten Hit zeitlebens treu, eine Eigenschaft, die ansonsten bei ihm nicht unbedingt zum Tragen kam.

von Karl Hohenlohe

über Percy Sledge

Nun ist Herr Percy Sledge gestorben. Er sang das wunderschöne, nahe an der Schnulze gebaute Lied "When a Man Loves a Woman".

Überall, wo er hinkam, wo er auftrat, wo er erkannt wurde, sagten die Menschen nicht, da kommt Percy Sledge, sondern da kommt der Mann, der "When a Man Loves a Woman" singt.

Andere hätte diese Reduktion genervt, irgendwann wäre wahrscheinlich eine Antipathie zum Song entstanden.

Wir wissen ja auch nicht, ob Herr Karas, wenn man ihn anflehte, das "Harry-Lime- Thema" zu intonieren, noch glücklich in die Saiten schlug oder Patrick Hernandez noch völlig überzeugt "Born to Be Alive" zum Besten gibt.

Herr Sledge blieb seinem größten Hit zeitlebens treu, eine Eigenschaft, die ansonsten bei ihm nicht unbedingt zum Tragen kam.

Ich hatte ihn einmal in Wien vor dem Mikrofon, wo er in der "Eden Bar" sang. Das war die Zeit, als die Disco-Musik den Soul verdrängt hatte, die ersten Clubbings über die Bühne gingen und es etwas ruhiger rund um Percy Sledge geworden war.

Der ehemalige Farm-Arbeiter, Krankenpfleger und Vater von zwölf Kindern (die alle vor seiner zweiten Ehe geboren wurden), war ausnehmend freundlich, und selbst die Frage nach dem Ursprung von "When a Man Loves a Woman" ließ ihn nicht aus der Ruhe kommen. Ja, da hätte es damals eine Frau gegeben, aber jetzt wäre er glücklich mit einer anderen verheiratet und wolle aus Rücksicht keine alten Geschichten mehr erzählen.

Dann lächelte er und seine Zahnlücke und Lieder werden unvergessen bleiben.

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