Schluck-Weise

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Das Schlimmste in solchen Situationen ist, wenn Autor und Leser gleichermaßen tief in das Fass geschaut haben.

von Karl Hohenlohe

Hangover

Verehrte Leserschaft, wenn Sie diese Zeilen im neuen Jahr konsumieren, werden einige sie nicht begreifen. Die Augen rot, der Geist vernebelt, ein Fähnchen streicht durchs Zimmer und der Kopf verlangt nach Aspirin, Samarin und Eisbeuteln, die es heute nicht mehr gibt.

Das Schlimmste in solchen Situationen ist, wenn Autor und Leser gleichermaßen tief in das Fass geschaut haben. Es sind ja nicht nur Schauspieler, Politiker und Coiffeure, die betrunken ans Werk gehen, sondern auch Schriftsteller und Kolumnisten. Es gibt genug Beispiele aus der Literaturgeschichte – Bukowski, Baudelaire und selbst der alte Geheimrat Goethe nährten ihre Inspiration mit mindesten zwei bis drei Flaschen Wein pro Abend.

Es wäre sträflich, in diesem Zusammenhang nicht auf den großen Dichter und späten Monarchisten Joseph Roth zu verweisen, der, um dem entschlafenen Kaiserreich neues Leben einzuhauchen und die gute alte Zeit zu konservieren, den Thronfolger Otto in einem Sarg mit Luftlöchern nach Wien schmuggeln wollte. Eine Schnapsidee, im wahrsten Sinn des Wortes, wie wir sie so zahlreich aus den Betrachtungen an dieser Stelle kennen. Prosit Neujahr!

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