Scheinwelt

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Wir sind Oscarpreisträger, wir haben gegen die Faröer verloren und wir sind Life Ball.

von Karl Hohenlohe

über stellvertretenden Dank

Es war wie im Fernsehen und da war es auch.

Plötzlich stand die Pop-Legende Sir Elton John der Seitenblicke-Legende Christian Reichhold gegenüber, Reichhold gab sich als Österreicher zu erkennen und dann geschah es: Sir John hob die Hand und tätschelte die bärtige Wange von Herrn Reichhold.

Wie war es dazu gekommen?

Sir John, der mit Sicherheit schon von Mozart, Johann Strauß, Augarten Porzellan, Hans Krankl, den Wiener Sängerknaben, Al Cook und Franz Schubert gehört hatte, ignorierte sein Langzeitgedächtnis und lobte Herrn Reichhold persönlich für die Abhaltung des „Life Ball in Wien“.

Herr Reichhold, der den „Life Ball“ genauso hoch schätzt wie wir alle und genauso überhaupt nichts damit zu tun hat wie wir alle, schien doch ein wenig gerührt und bedankte sich aufrichtig. Er tat es stellvertretend für uns alle.

Wir sind Oscarpreisträger, wir haben gegen die Faröer verloren, obschon sie Färöer heißen, und wir sind „Life Ball“. Es ist eine sehr lieb gewordene Tradition, dass sich die Seitenblicker für uns bedanken.

Ich entsinne mich des berühmten amerikanischen Komikers Mel Brooks, der einmal dem Falter-Gründer und Seitenblicke-Redakteur Dr. Walter Kienreich gegenüberstand. Plötzlich hatte Mel Brooks einen 50-Schilling-Schein in der Hand und pries jenes Land, das Sigmund Freud auf seinen Geldscheinen platzierte.

Dr. Kienreich bedankte sich nicht, aber ich hege bis heute den Verdacht, er wollte es tun.

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