Verehrte Leserschaft, der Ball war stärker.

von Karl Hohenlohe

über Fußball in Schloß Schönbrunn

Es war im großen Saal in Schloß Schönbrunn, wo ein Konzert für die Charityorganisation "Mary's Meals" über die Bühne ging. Eine ebenso sympathische, wie kostengünstige Vereinigung, mit 10 Euro im Jahr kann man einem notleidenden Kind in Afrika Nahrung und Schulbesuch ermöglichen.

Dankenswerterweise hatte man mir die Moderation überantwortet, dem nicht genug, bekam ich am Schluss auch noch den Prototyp des neuen "Mary's Meals"-Fußballs geschenkt. Es war das erste Mal in der Geschichte Schönbrunns, dass sich ein leibhaftiger Fußball in Lederkluft in den Prunkräumlichkeiten aufhielt. Weder die Kaiserin Maria Theresia, noch der Rüpel Napoleon, geschweige denn Kaiser Franz Joseph haben jemals im Spiegelsaal gedribbelt.

Da saß ich also auf einem goldenen Sesselchen, auf meinem Schoß ruhte ein Fußball, und er wollte unbedingt rollen. Ich war selbstverständlich dagegen, Demut vor den alten Mauern, Blattgoldliebhaber, ausübender Parkettschoner, kurzum Denkmalschutz, nein, in einem Prunkraum sollte man nicht einnetzen.

Verehrte Leserschaft, der Ball war stärker. Er fiel zu Boden, sprang an meinen Fuß und umgehend zurück in meine Hände. Noch nie zuvor hatte ein Schönbrunner dieses verwegene Kunststück zuwege gebracht, keinerlei Beschädigung, das Parkett zeigte nicht die geringste Spuren, nur meine Finger waren nass.

Wenn hinkünftig die Besucher das "Schönbrunner Prunkhallenfußballturnier" stürmen, möchte ich, dass mein Name auf dem Siegespokal steht.

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