Rampengericht
... umjubelt, nur mit der Regie konnten sich Teile des Publikums nicht anfreunden.
Die Premiere von "Chowanschtschina" in der Wiener Staatsoper war umjubelt, nur mit der Regie konnten sich Teile des Publikums nicht anfreunden. Buh-Rufe mischten sich in den Freudentaumel.
Immer, wenn in Österreich ein Stück zu Ende geht und sich der Vorhang lüftet, stürmen die Freunde von der Seitenblicke-Brigade den Raum, winzige Lichter oberhalb der Kameras werden entzündet und es beginnt ein wildes Schwenken zwischen den Prominenten auf der Bühne und jenen im Publikum. Die Kameraleute haben ein eigenes Gespür dafür entwickelt, wo sich die Stars im Zuschauerraum verbergen. Winzige Lichter rasen wie flügge gewordene Schwalben über die Köpfe und wenn sich der Lichtkegel endlich niedergelassen hat, weiß man, da sitzt ein Prominenter.
Berühmtheiten sind in solchen Fällen zu umgehender Reaktion gezwungen, gerade haben sie noch vor sich hingedämmert, schon verfallen sie in frenetischen Applaus. Sind sie hingegen bösartig veranlagt, ballen sie die Fäuste und rufen "Buh. Buh. Buh."
Der Kameramann wird nun zum eigentlichen Richter über Erfolg oder Misserfolg der Vorstellung.
Fängt er mehr Buhs als Bravos ein, sieht man anderntags den Tatort im Fernsehen und schließt von den gezeigten Szenen auf die Güte der Darbietung.
Im Falle "Chowanschtschina" drang aber kein negativer Ton nach draußen.
Wieso? Es ist das Credo dieser alteingesessenen Sendung, die Menschen eher zu verzaubern denn zu verstören und so blieb der "Buh"-Ruf, dieser Jubelschrei des Teufels, ungehört.
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