In der Realität kann Herr Ecclestone nicht mehr ganz klein werden.

von Karl Hohenlohe

über echte und unechte Zampanos

Es gibt heute kaum noch Personen, die den schmückenden Beinamen Zampano verdienen. Herr Ecclestone, der Gottgroßvater der Formel 1, ist der vielleicht letzte seiner Art. Nun ist er den Staatsanwälten ein Dorn im Auge. Sie haben ihn vorgeladen, was weit höflicher klingt, als es ist.

Herr Ecclestone schaut gar nicht wie ein Zampano aus, aber er tritt gerne als solcher auf. Man sah ihn im Fernsehen vor dem Gerichtshaus, umringt von Kameraleuten und Fotografen, die förmlich an ihm klebten. Da riss er auf einmal entnervt die Arme auseinander, schlug somit eine Lücke in den dichten Journalistenpulk und entschwand. Dann war der große Zampano nicht mehr zu sehen.

Die Älteren werden sich noch an den echten Zampano und dessen geistigen Vater Federico Fellini erinnern. Anthony Quinn lieh ihm in „La Strada“ sein kantiges Gesicht. Es ist eine seltsame Fügung der Vorsehung, dass der feiste, grobschlächtige Herr Quinn und der zartgliedrige, gar nicht groß gewachsene Herr Ecclestone beide den gleichen Beinamen führen.

In der für ihren marktschreierischen Stil bei Millionen geliebten Bild-Zeitung wurde Herr Ecclestone mit dem Zampano-Satz „Der Prozess lässt mich kalt“ zitiert. Bilder vom 82-Jährigen, wo er irgendwo zwischen entrüstet und belustigt in die Kamera blickt, unterstreichen diese Aussage. Im Film wird der große Zampano am Ende ganz klein, er weint. In der Realität kann Herr Ecclestone nicht mehr ganz klein werden, ob ihn der Staatsanwalt aber zum Weinen bringt, das wird die Zukunft weisen.

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