Palmenherz

Ges.m.b.H.: DÖF
Ges.m.b.H: Karl Hohenlohe über Michael Haneke, den Mann mit dem weißen Bart und den asketischen Gesichtszügen.
Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Bei der letzten " Goldenen Palme" war das Medienecho noch überschaubar gewesen. Erst nach Verklingen des Überraschungsmoments, hierzulande als Schockstarre bekannt, sickerte die Nachricht in die Heimat.

Diesmal vergingen nicht einmal ein, zwei Sekunden und: "Wir sind Haneke".

Der Mann mit dem weißen Bart und den asketischen Gesichtszügen hat Filmgeschichte geschrieben. Es sind Filme, die man nicht vergisst, einzelne, fast schmerzhafte Szenen haben sich tief ins Gedächtnis eingegraben, spiegeln das eigene Leben wider, andere sind einem seltsam vertraut und man weiß nicht, warum.

Bei den Preisverleihungen danken die Regisseure gewöhnlich den Produzenten, den Schauspielern und manchmal auch der ganzen Crew.

Diese Vorgangsweise erinnert an Widmungen in Büchern, fallweise ein untrügliches Indiz, dass sich die Lektüre erst gar nicht lohnt, immer eine Botschaft des Autors an die Leser.

Früher verehrte man seine Werke den Geldgebern oder wollte sie damit zumindest zur Förderung verführen. Ludwig van Beethoven beispielsweise widmete gleich 14 Stücke seinem Schüler, Freund und Mentor Erzherzog Rudolph, Salinger gedachte in "Fänger im Roggen" seiner Mutter und T. S. Eliot schrieb "Für Ezra Pound – il migglior fabbro", was "Für den besseren Handwerker" bedeutet.

Auch Herr Haneke dankte den Schauspielern, dem Produzenten, der ganzen Crew, den Film selbst aber widmete er seiner Frau, der er seit 30 Jahren in großer Liebe verbunden ist.

Nein, eine allgemeine Botschaft wolle er mit seinen Filmen nicht verkünden, diesmal aber hat er es getan.

Einladungen, Beschwerden, Hinweise:office(at)hohenlohe.at

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