Ohrenzeuge

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Seine Gegner würden meinen, er hat den Kampf gegen den „ Lärm“ verloren.

von Karl Hohenlohe

über Gerd Bacher

Man überlegt, ist er schon eine Legende oder erst auf bestem Weg dorthin.

Es ist ein sehr lustiges und lautes Fest. Links von meiner Tischnachbarin sitzt er, er hört nicht mehr so gut, und wenn die Musik besonders laut spielt, dann sieht man es ihm auch an. Irgendwie kommen wir auf Oskar Kokoschka zu sprechen und ich frage, ob er ihn gekannt hat. „Begegnet ja, gekannt nein“, sagt Gerd Bacher und dann „Wir waren damals nicht auf gleicher Augenhöhe“.

Das kenne ich.

Wenn die Musik abebbt, ist Gerd Bacher in Hochform, wenn es laut wird, nicht. Ob der ehemalige ORF-Generalintendant die Szene mit dem farbigen Mörder mit Messer und Beil in den blutverschmierten Händen gesendet hätte? Niemals, bellt Bacher, und wendet sich dann dem ORF zu, schilt ihn, lobt ihn, ein strenger, nein, überstrenger Großvater, der die große Liebe seines Lebens heranwachsen gesehen hat und ihrer Entwicklung misstraut.

Nein, er wollte nie von seinen Mitarbeitern geliebt werden, nur respektiert, daran lag ihm. Ich schließe nicht aus, dass manche auch Angst vor ihm hatten.

Dann schwillt die Musik wieder an, ich glaube, es ist George Michael, der sich mit Gerd Bacher angelegt hat, und beiden ist nicht bewusst, wen sie da zum Gegner haben. Gerd Bacher, 88, steht noch vor der Nachspeise auf wie ein 55-Jähriger und geht ab.

Seine Gegner würden meinen, er hat den Kampf gegen den „Lärm“ verloren, aber ich glaube, dass es Gerd Bacher genau umgekehrt sieht.

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