Nachspiel

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Am Boden liegt ein vergessener, kunstperlenbesetzter Handschuh.

von Karl Hohenlohe

über den Life Ball

Der Rathausplatz ist leer, die Kulissen stehen wieder in den nach ihnen benannten Depots und der Wind hat aufgefrischt.

Am Boden liegt ein vergessener, kunstperlenbesetzter Handschuh. Es ist, als wollte er nicht wahrhaben, dass das Fest vorbei ist, er harrt aus und hofft, dass Bill Clinton ihn überstreift. Oder Frau Kiesbauer.

Noch immer liegt ein Hauch von Glitter in der Luft, wenn man ganz tief einatmet, glaubt man ein paar Atome Parfüm wahrnehmen zu können.

Für einige Stunden war das Rathaus ein Tollhaus, die steinernen Stiegen waren Showtreppen und der Stadtsenatssitzungssaal ein unmöglicher Treffpunkt, weil ihn keiner der ausländischen Gäste aussprechen kann.

Für ein paar Stunden war Gery Keszler Michael Häupl und der Wettergott gnädig.

Für ein paar Stunden war Barbara Eden in Wien und Eva Longoria nicht.

Im Radio will eine Reporterin von einem Hollywood-Star wissen, was denn schöner sei, der Life Ball oder der Opernball, und man möchte zurückfragen, was sich denn besser anhört, die Pummerin oder wenn Elton John in die Tasten schlägt.

Die Besitzerin des kunstperlenbesetzten Handschuhs hat den Verlust ihres Handschuhs noch nicht bemerkt und wenn sie es tut, wird sie es leicht verschmerzen.

Ein Windstoß packt ihn, hebt ihn in die Luft, trägt ihn fort, vielleicht bis nach Amerika.

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