Mystery-Check

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Sein verschmitztes Lächeln ist Ausdruck einer gewissen Ratlosigkeit.

von Karl Hohenlohe

über Andreas Gabalier

Er hat bei allem was er tut, ob er von Herz singt, von Schmerz, von Hirschlederhosen oder verlassenen Seelen, immer einen verschmitzten Ausdruck im Gesicht.

Er ist ein Phänomen – schreiben die Zeitungen – aber dieses Wort geht uns leicht über die Lippen. Was Herrn Gabalier von vielen anderen Phänomenen unterscheidet, ist, dass er wirklich eines ist.

Er kann nicht sonderlich singen und er reimt „Gsicht“ auf „Sonnenlicht“ und „Soiz“ auf „Grammelschmoiz“. Die Tourneen von Herrn Gabalier sind durchwegs ausverkauft, er wird mit Preisen überhäuft, im Fernsehen sah man jüngst ein abendfüllendes Konzert. Was früher eine Lichtshow, ersetzt nun eine Ziehharmonika, die Lederhose das Kostüm und das karierte Hemd den Ritt über die Oktaven.

Oben, wo die Innenstädter fälschlicherweise keinen Kopf vermuten, ziert eine eigentümliche Haartolle das Gesicht, ein wenig Elvis, Al Cook und ein Hauch von „Leningrad Cowboys“.

Die Innerstädter stehen vor einem Rätsel, ihre erste Reaktion ist das Belächeln, dann folgt Unmut aber es ist kein Unmut über Herrn Gabalier selbst, sondern der Unmut darüber, dass sie sich die Faszination, die Herr Gabalier auf die Massen ausübt, nicht erklären können.

In der modernen Kunst gilt es als elegant, seine Schöpfungen nicht zu erläutern und vielleicht sollte diese Toleranz auf die Volksmusik ausgeweitet werden.

Ich vermute sogar, Herr Gabalier selbst ist dem Ursprung seines Ruhms noch auf der Spur und sein verschmitztes Lächeln ist Ausdruck einer gewissen Ratlosigkeit.

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