Musenkuss

Ges.m.b.H.: DÖF
Ges.m.b.H: Karl Hohenlohe über Musen.
Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Finden Sie nicht", meint Frau Dr. Hermine H. aus S., "dass man der Frau von Herrn Pereira viel zu viel Aufmerksamkeit schenkt?" Aber ganz und gar nicht. Die Frau an seiner Seite ist ja nicht nur hübsch anzusehen, sie füllt auch noch den Pausenkonversationsstoff, die Gespräche in den Logen und manchmal sogar ganze Doppelseiten.

Es ist ein seltsamer Zug der Hochkulturtreibenden und ihrer Jüngern, dass sie das Oberflächliche, das Ungenaue, den Zeitvertreib schlechthin verteufeln. Ihnen ist die Kunst genug, wie sie zustande kommt, ist nicht von Bedeutung. In der Realität sind es jedoch die Ehepartner, Freunde, Freundinnen der Stars, die ihnen die Ausübung der Kunst überhaupt erst ermöglichen.

Entweder sie fungieren als Muse, verwehren sich so lange dem Partner, bis er etwas Kunst produziert hat oder sie sind unausstehlich und der Künstler flüchtet in die Kunst. Meine gute Ururgroßmutter selig, die ja über seine künstlerisch fruchtbarsten Jahre mit Franz Liszt liiert war, soll zum Beispiel ein wenig schwierig gewesen sein. Nicht nur, dass sie in späteren Jahren nichts mehr als Frischluft verachtete, dominierte sie jede Konversation, ja selbst der Hinweis "anstrengend" soll in ihrem Zusammenhang schon gefallen sein. Gut möglich also, dass der Meister sich also lieber in sein Komponierstübchen verzog und die Buchstaben mit den Noten tauschte.

Die Partnerin von Herr Pereira scheint mir aus einem anderen Holz geschnitzt, sind es die Nächte, der Kochlöffel oder die Herzensbildung, die Herrn Pereira beflügeln, wir wissen es nicht, aber vielleicht würden die Festspiele ohne sie anders aussehen.

Einladungen, Beschwerden, Hinweise:office(at)hohenlohe.at

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