Maskenball

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Nie zuvor wirkte ich so zerbrechlich, eignete mich so zum Herunterfallen, zum Tätscheln und Ohrfeigen.

von Karl Hohenlohe

über die Augarten Maske

Montag, kurz nach 18.42 Uhr, fiel ich der Unsterblichkeit anheim.

Ich wurde neu geboren, in reinstem Weiß, ernstem, nahezu getragenem Antlitz und von fragiler Schönheit gezeichnet.

Die, wenn es nicht noch eine ältere gäbe, älteste Porzellanmanufaktur Europas, nämlich „ Augarten“, bietet ab sofort die „Augarten Maske“.

Für das erste Stück wurde ein todesmutiger Dummy gesucht und schnell war einer gefunden. Ich darf es gleich vorwegnehmen, die Prozedur ist absolut schmerzfrei und hinterlässt auch auf der Seele keinerlei Narben zurück.

Mit größtem Einfühlungsvermögen und ausgesuchter Höflichkeit wurde ich am „Institut für Kunst und Gestaltung der TU Wien“ Millimeter für Millimeter gescannt und blieb als Vorlage für die Erstellung einer Negativform zurück. (Ich habe den Satz erst auch nicht verstanden.)

Danach wurde mein Antlitz bei „Augarten“ handbearbeitet, das prachtvolle Haarkleid geformt, das Gesicht dem Original angepasst, irgendwann wurde ich wahrscheinlich gebrannt und Montag kurz nach 18.42 Uhr der staunenden Öffentlichkeit präsentiert.

Aber nicht nur ich, sondern auch ein Parfümflakon in Form eines Fuchskopf-skelettes, und das kann kein Zufall sein.

Nie zuvor wirkte ich so zerbrechlich, eignete mich so zum Herunterfallen, zum Tätscheln und Ohrfeigen.

Ich ersuche die Leserschaft dringend um Nachahmung, denn die einzige Gefahr beim Dasein als Unsterblicher ist die Einsamkeit.

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