Das Studio-Publikum ist also von Claqueuren durchsetzt.

von Karl Hohenlohe

über den gekünstelten Heiterkeitsausbruch

Seit vielen Jahren waren uns die Fernsehserien, wo nach einer Pointe gleich ein artifizieller Lachsturm eingespielt wurde, suspekt.

Wir misstrauten dem Witz, der ungeachtet seiner Qualität punktete, ebenso wie dem Lachen, das er erzeugte.

Nun feiert dieser gekünstelte Heiterkeitsausbruch ein fulminantes Comeback.

Nichts ahnend saß man vor dem Fernseher, beobachtete die Mimik und Körpersprache der Wahlkandidaten und plötzlich vernahm man einen Heiterkeitsausbruch aus dem Hintergrund.

Hatte einer der Kontrahenten einen Witz gemacht?

Nein.

Einer von der Regierungspartei hatte gesagt: „Wir waren immer schon gegen höhere Steuern“ (Heiterkeitsausbruch im Publikum).

Dann sagte ein anderer: „Wir sorgen dafür, dass die Pensionen sicher sind“ (Heiterkeitsausbruch im Publikum).

Das war kein Lachen vom Band – der ORF ist der Objektivität verpflichtet –, hier waren Menschen am Werk.

Das Studio-Publikum ist also von Claqueuren durchsetzt, die nicht mehr johlen und pfeifen und die Vorschläge des eigenen Kandidaten frenetisch bejubeln, man lacht jetzt aus. Strategisch.

Aber die Vorsehung ist gerecht. Fallweise rutschen die Häme triefenden, falschen Lacher ins Bild, Marionetten ihrer eigenen Anschauung, lebende Mahnmale des Outrierens und schaden damit dem eigenen Kandidaten mehr, als es eine Schwindelei, ein hohles Argument oder eine Fehleinschätzung jemals in der Lage wären.

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