Krabbelstube

Ges.m.b.H.: DÖF
Ges.m.b.H: Karl Hohenlohe über die Namensgebung eines toten Tierchens.
Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Im Ostnepalesischen kannte er sich aus wie kein anderer.

Das Gefühl, etwas Rares zu sein, verlieh ihm zeitlebens etwas Lässiges und diese Unachtsamkeit führte gleichermaßen zu seinem Tod wie zur Unsterblichkeit.

Gerade saß er noch glücklich auf einem Tau getränkten Blättchen im nepalesischen Hochwald, dachte sich nichts, da griff ihn eine Menschenhand, zum ersten Mal in seinem Leben kam er mit Alkohol in Berührung und der erste Rausch hatte umgehend letale Folgen.

Seither ruht er köstlich konserviert in den heiligen Hallen des Naturhistorischen Museums in Wien, hin und wieder wurde er von Kindern begafft und von Botanikern bewundert.

Er ist knapp über einen Zentimeter lang, hat blaue Flügel, und wenn die Sonne es heute noch gut mit ihm meint, schillern die kleinen Schwingen ganz in der Art des Metalls.

Der Alkohol hat nicht nur den Körper konserviert, blickt man dem Käferchen ins Auge, ist da auch noch ein letzter Rest vom Stolz einer raren Rasse.

Weltweit gibt es nur drei Exemplare seiner Sippe.

Er ist also ein glücklicher Toter – oder eine glückliche Tote, so genau kann das der Laie nicht sagen – dem zum letzten Glück nur eines fehlte: der Name.

Nun war es soweit, unter starker Akklamation wurde das gute Tier getauft, als Pate konnte der berühmte Schweizer Künstler Daniel Spoerri gewonnen werden.

Nun heißt das tote, wohlpräparierte Tier nicht mehr "Philomyceta", sondern "Philomyceta spoerii".

Möglicherweise gehe ich fehl in der Annahme, aber ich vermute, erst jetzt ruht "Philomyceta spoerii" wirklich in Frieden.

Einladungen, Beschwerden, Hinweise:office(at)hohenlohe.at

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