Nichts ist mehr wie früher, wenn es zum Beinheben geht.

von Karl Hohenlohe

über den Hund von Schäfer-Elmayer

Nichts ist mehr wie früher, wenn es zum Beinheben geht.

Die Menschen, die ihn noch vor wenigen Wochen wohlwollend musterten, wechseln nun die Straßenseite und beäugen ihn argwöhnisch.

Nicht nur ihn, auch seinen Herrn, der am anderen Ende der Leine steht.

Vergangene Woche hat er zum ersten Mal sein Foto in der Zeitung gesehen, die langen blonden Haare, die vier schlanken Füße und sein grundsätzlich gütiges Gesicht.

Den Text kann er nicht lesen, aber vermutet, dass er nicht gut wegkommt.

Dann kam das Fernsehen und hat ihn gefilmt, er hat sich mustergültig benommen, niemanden angebellt und er kann einfach nicht verstehen, wieso sich die Menschen so furchtbar aufgeregt haben, als er diesen lästigen kleinen Nebenbuhler so deutlich in die Schranken wies.

Bei den Nebenbuhlern lässt er nicht mit sich spaßen, das hat er schon einmal drastisch zum Ausdruck gebracht.

Jetzt ist ihm alles zu viel, er träumt von Hausecken, von Ruhe, vom ausgelassenen Herumtollen in der Hundezone, vom Schwanzwedeln, wenn er Menschen sieht, und vom Schwanzwedeln, wenn er anderen Rüden begegnet.

Er wird seinem Herrn, viel zu spät übrigens, die Anschaffung eines ordentlichen Beißkorbes empfehlen, den wird er jeden Tag ein paar Minuten tragen.

Nein, es wird ihm überhaupt nichts ausmachen, es wird keine verletzten Nebenbuhler mehr geben, es wird Ruhe einkehren und die Zeitungsleute müssen wieder nach neuen Themen Ausschau halten.

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