Urlaubsreif
Sie warten auf schlechte Nachrichten. Auf Trennungen, Beinbrüche, Amnesien, ungeplante Kinder und verrutschte Bikinioberteile.
Die Tage in den Redaktionen der Gesellschaftsredakteure werden zäh. Der Sommer hat ihnen die Prominenten aus der Stadt gespült und ein klaffendes Loch zurückgelassen.
Das Sommerloch. Nun sitzen sie vor ihren Computern und warten.
Sie warten auf schlechte Nachrichten. Auf Trennungen, Beinbrüche, Amnesien, ungeplante Kinder und verrutschte Bikinioberteile.
Eine Zeit lang haben die Premieren der Sommertheater das Sommerloch schrumpfen lassen.
Es gibt viele gute Sommertheater und es gibt einige unsagbar schlechte. In Ermangelung anderer Geschehnisse muss der Gesellschaftsredakteur dort drittklassige Schauspieler zu erstklassigen hochstilisieren und regelmäßig bei den Veranstaltern anrufen, wer denn die Prominenten auf den Fotos wären.
Wenn die Premieren der Sommertheater einmal vorbei sind, wird das Sommerloch am größten.
Es ist jene Zeit, in der die ersten Aufnahmen von heimischen Prominenten in ihren Urlaubsdestinationen in den Zeitungen auftauchen und bei den Fotohinweisen ganz klein "Privat" vermerkt ist.
Der Prominente sitzt also irgendwo in der Karibik, in St. Tropez oder Mallorca, lässt sich fotografieren, schickt die Bilder nach Hause, damit man weiß, wo er in der Sonne sitzt.
In den Leserbriefen steht, "Schon wieder ein Rad in China umgefallen", die Redakteure lechzen nach den Salzburger Festspielen.
Der Sommer ist der Winter der Gesellschaftsredakteure.
Kommentare