Nabel der Welt
Nun ist alles anders. Frauen tragen Bart und Schottenröcke, Männer Make-up und Mieder.
Eine Welle der Aufregung schwappt über Österreich. Das Life-Ball-Plakat des professionellen Provokateurs David Lachapelle erregt die Gemüter. Manche sogar wirklich. Zu sehen sind Adam und Eva, sie mit Penis, er – da nur in Rückenansicht – ohne geschlechtliches Bekenntnis. Das wirkliche Problem dieser Fotografie ist, sie den Kindern zu erklären. Bisher sind sie in der vollkommen überholten Annahme aufgewachsen, alle Männer haben einen Penis und alle Frauen nicht.
Da sich weltweit der Anteil der Frauen, die über ein männliches Geschlechtsorgan verfügen, im Promillebereich bewegt, hat man eine dahingehende Unterrichtung unterlassen. Nun ist alles anders. Frauen tragen Bart und Schottenröcke, Männer Make-up und Mieder. Das hat niemanden aufgeregt, man nahm es zur Kenntnis, die einen wohlwollend, die anderen nicht. Nun hat man Stellung zu beziehen und muss die Kinder anders aufklären. Es geht, aber es ist ein wenig kompliziert, wenn man anhand des Life-Ball-Plakates über den Ursprung der Schwangerschaft philosophiert und die Kinder mit ihren nervenden Fragen ins Detail gehen. Die allgemeine Empörung scheint aber übertrieben. Bei genauerer Begutachtung kann es sich bei der Fotografie keinesfalls um Adam und Eva handeln. Verehrte Leserschaft, Eva verfügt über einen Nabel und wo bitte soll der herkommen? Würde es Gerry Keszler hundertprozentig ernst nehmen, er hätte den Nabel auffällig überklebt und solchermaßen ein weiteres Mysterium in die Welt gesetzt.
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