Kurz gefasst
Was denken sich Staatenlenker, wenn ein junger Mann den Raum betritt.
Mit großer Freude kann man dem Herrn Minister Sebastian Kurz (27) bei der Arbeit zusehen. Die Zeitungen sind voll von Bildern, wie er ausländischen Politikern, Würdenträgern und Autoritäten die Hand zum Meinungsaustausch reicht.
Der Vor,- und Nachteil von Herrn Kurz ist, dass er nicht wie die anderen 27-jährigen aussieht, sondern jünger. Ein junger Außenminister hat es schwer, von einem jungen Außenminister, der auch noch jünger aussieht, gar nicht zu reden.
Was denken sich die Staatenlenker, wenn die Tür aufgeht und ein junger Mann betritt den Raum. Denken sie sich, da ist womöglich der Büroleiter vorgeprescht oder ein Neuer von der Fotolichtstelle nutzt die Gunst der Stunde?
Im ersten Moment sind sie möglicherweise gewillt dem Vorurteil nachzugeben, erst die Erfahrung würde den Menschen formen, aber die Erfahrung ist nur ein Teil der Herzensbildung. Das Wichtigste ist es, Erfahrungen zu machen.
Wir Menschen sind seit jeher von Äußerlichkeiten geblendet, dies betrifft das Auge aber auch das Ohr. Die Herausforderung bei Sebastian Kurz ist nicht nur sein jugendliches Aussehen, sondern auch der Klang seines Namens.
In unserer immensen Oberflächlichkeit verschwimmen Begriffe wie groß, lang, kolossal und alt oder eben klein, kurz, zierlich und jung.
Hätte Sebastian Kurz grau meliertes Haar und würde Otto Großbauer heißen, diese Kolumne, die sich ja seit jeher der Oberflächlichkeit verpflichtet fühlt, hätte vielleicht niemals das Licht der Welt erblickt.
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