Kopflastig

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Hochintellektuelle werden sich vorne sattlesen können, Intellektuelle in der Mitte, der Rest gehört mir.

von Karl Hohenlohe

über Gesellschaftsjournalismus

Verehrter Herr Redakteur, schreibt Emmerich K. aus 1030 W., Sie haben nun bereits zum zweiten Mal über die Frisur des Herrn Bundespräsidenten geschrieben, mit Verlaub, das schickt sich nicht.

Dem kann ich nicht zustimmen. Gehabe, Kleidung und Frisur von Personen, die im öffentlichen Leben stehen, sind die Grundsubstanz der Gesellschaftsredakteure. Die Leserinnen und Leser geben es nur nicht gerne zu, dass sie nach solchen Nachrichten gieren.

Ein Kleid, eine Geste, ein wütender Windstoß, der die dreiwettertafte Frisur zerzaust, bleibt ihnen viel länger im Gedächtnis haften als eine ausgezeichnete Rede oder Vortrag, der sich gewaschen hat. Es gibt ganze Medienunternehmen, die haben sich auf Klatsch, Tratsch und Oberflächlichkeiten spezialisiert.

Bunte Bilder, bunte Texte, die den Intellekt nicht weiter fordern und Schlagzeilen wie „Die Queen, was sie wirklich denkt“ oder „ Pierre Brice, ich hasse Winnetou“, fördern das Adrenalin und die Verkaufszahlen. Niemals wollte ich mit den Freunden vom Sport, der Politik oder dem Theater tauschen.

Einzig die Gesellschaftsredaktion steht allen offen, ob Sportler, Bundespräsident oder Herr Brandauer, jedwede Profession wird herausragend betreut.

Dieses schöne Blatt, das Sie und Herr Emmerich K. gerade in Händen halten, hat für jeden etwas.

Hochintellektuelle werden sich vorne sattlesen können, Intellektuelle in der Mitte, der Rest gehört mir und wird weiterhin mit Haupthaar-Geschichten aus der Hofburg gefüttert.

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