Hausfreund

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Man hat nie dort gewohnt, aber es tut einem irgendwie leid.

von Karl Hohenlohe

über das Hörbiger-Haus

Das Hörbiger-Haus wird also verkauft. Man hat nie dort gewohnt, man hat keine Wurzeln geschlagen, man hat nichts damit zu tun, aber es tut einem irgendwie leid.

Vielleicht wird das Hörbiger-Haus bald schon nicht mehr Hörbiger-Haus heißen, es wird schlicht und einfach das Haus in der Himmelstraße 24 sein, da kann es machen, was es will. Vereinzelt werden ältere Taxifahrer die Aufforderung in die "Himmelstraße 24" zu fahren mit dem Hinweis: "Ah, Sie meinen, zur Hörbiger-Villa" quittieren, aber dieses Szenario hat ein Ablaufdatum.

Noch wissen wir nicht, wer es erwerben wird, aber es schwirren die Gerüchte. Am unwahrsten ist das Gerede von dem reichen Russen, vom Scheich und von der Abrissbirne. Das Haus selbst sieht seiner Zukunft gelassen entgegen. Das hat es von der Wessely gelernt.

Es war immer ein Haus der Begegnung, zuerst haben sich hinter der dicht verschlossenen Einfahrt die großen der Theaterwelt getroffen und dann haben sich die Türen nach außen hin geöffnet und es gab zahllose Kontakte mit der Bevölkerung. Das Haus sieht seiner Zukunft übrigens deswegen gelassen entgegen, weil es, wie alle Häuser, ein Haus der Begegnung bleiben wird.

Vielleicht wird es weiter der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen, vielleicht Kindern, vielen Alten, vielleicht kranken Menschen zur Erholung dienen. Vielleicht wird die Himmelstraße 24, vormals das Hörbiger-Haus, zum ersten Mal der Einsamkeit begegnen.

Man hat nichts damit zu tun, aber man würde es irgendwie bedauern.

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