Handzahm

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Wir wollen fuchteln, tätscheln, zittern.

von Karl Hohenlohe

über Politiker

Hätten die Politiker ein Rendezvous mit Robert Lembke sel., der von den Gästen seiner Beruferateshow „Was bin ich?“ immer eine typische Handbewegung ihrer Profession erbat, wie würden sie agieren?

Würden sie die Arme, ganz in der Art des Messias, seitlich vom Körper strecken und die offenen Handflächen in Richtung Himmel wenden? Würden sie, wie Gerd Bacher, die Arme über der Brust verschränken und die Oberarme umgreifen? Würden sie auf den Spuren von Peer Steinbrück wandeln oder die geballte Faust dorthin legen, wo sie ihr Herz vermuten? Nein.

Das, was die Politiker aller Couleur – Rot, Schwarz, Gelb, Blau, Mauve – verbindet und ihnen von den Beratern händeringend, seit vielen Jahren, gebetsmühlenartig eingetrichtert wird, ist, die Hände, eine über die andere gefaltet, ruhend auf den Tisch zu legen. Dies, so glauben die Körpersprachlehrer und ihre willigen Schüler, impliziere Gelassenheit, Übersicht, Souveränität und ihre Strahlkraft wäre somit betörend.

Das Gegenteil ist der Fall, diese Geste riecht nach Nachhilfeunterricht, nach Schauspiel und zu wenig Mut, so zu sein, wie man nun einmal ist.

Wir wollen fuchteln, tätscheln, zittern, geballte Fäuste, gestreckte Zeigefinger, abgespreizte kleine Finger, Daumen nach oben und nach unten, aber keine übereinandergefalteten Hände.

Verehrte berühmte Volksvertreter, liebe Spitzenpolitiker aller Gruppierungen, das Volk lechzt nach neuen Bewegungen.

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