Flügelschlag
Es steht also die Vermutung im Raum, der Falter hat sich einen Streich erlaubt.
"Left Boy" nennt sich der Musiker und Sohn des Kunstliberos André Heller, dem der Falter nun die Titelseite gewidmet hat. Aus unberechtigter Sorge, dies könnte dem Verkaufserfolg der Ausgabe schaden, hat man sich einer fidelen Technik bedient.
Auf dem Cover prangt "Left Boy" in nicht unaffektierter Haltung und daneben steht in großen Lettern: "Mädchen, Drogen und Selbstzweifel: André Hellers Sohn legt sein erstes Album vor."
Diese Schlagzeile schreit geradezu nach der Leserschaft, lässt sie hyperventilieren und in rascher Folge auf die kühn beworbenen Seiten 24 und 25 vorblättern, wo man mehr über "Mädchen, Drogen" und den selbstzweifelnden "Left Boy" lesen soll.
Dort angekommen, sieht man "Left Boy" von hinten, als Entschädigung dafür hält er einen roten Luftballon in der Hand, auf dem "Leftboy loves you" steht. Schon rasen die Augen über das Gedruckte, wollen sich bei "Mädchen, Drogen, Selbstzweifel" festmachen und plötzlich ist man am Ende der Geschichte angelangt.
Ich habe schon viele Interviews gelesen, wo das Selbstzweifelnde der Befragten deutlich durch die Seiten drang, hier nicht ganz. Vollkommen verschwunden hingegen sind die "Drogen", auch das Wort "Mädchen" findet mit keinem Buchstaben Erwähnung.
Es steht also die Vermutung im Raum, der Falter, der ja nicht frei von Humor ist, hat sich einen Streich erlaubt und versucht, jene Leser, die so ungeniert nach den aufdringlichen Schlagzeilen gieren, hart zu bestrafen, was in meinem Fall hervorragend gelungen ist.
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