Sie waschen und weihen sie und verfallen im Falle eines Motorschadens in Melancholie.

von Karl Hohenlohe

über das Personalisieren von Autos

"Herr Redakteur", schreibt Ing. Melchior T. aus H., "Sie schrieben letztlich über jenes Fahrzeug, in welchem der Thronfolger Franz Ferdinand sein Ende fand, wie von einem menschlichen Wesen. Warum?"

Ich vermute, ich tat es, weil es es zwar nicht aus Fleisch und Blut ist, aber trotzdem atmet. Es atmet Geschichte.

Die Besucher im Museum wollen es berühren wie damals Karajan oder die Dorsch, sie verstummen in seiner Gegenwart, ganz so, als ob ein Pontifex zur Schweigeminute aufgerufen hätte und sie schauen betroffen, wie jene Passanten, die in Sarajevo oder Dallas dabei waren.

Ja, ich ging sogar daran, diesen Gräf & Stift in Sachen Popularität in eine Reihe mit dem ersten Ford und dem ersten Käfer zu stellen.

Diesbezüglich meldetet sich auch der berühmte Twitterer Herr Dieter Chmelar zu Wort und rief mir "das Batmobil, Bonds Aston Martin, Jerry Cottons Jaguar E-Type, Kennedys Lincoln, Adenauers Mercedes und James Deans Porsche" in Erinnerung.

Er vergaß "Tschitti Tschitti Bäng Bäng", aber das ist jetzt auch schon 46 Jahre her.

Die Menschen neigen ja gemeinhin dazu, Autos zu personalisieren.

Sie waschen und weihen sie und verfallen im Falle eines Motorschadens in Melancholie. Kürzlich sah ich eine Gruppe Südkoreaner, wie sie vor dem Gräf & Stift standen und einer "Tuut Tuut" sagte und wartete.

Nein, das Auto antwortete nicht und er schien wirklich enttäuscht.

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