Eiszeit
Ich empfehle Herrn Chmelar als Eislaufrichter.
Kürzlich rotteten sich auf der Summerstage in Wien Prominente zusammen. Man probierte Eis.
Schokolade, Erdbeer, Himbeer, Cassata, Birne Helene. Die Jurorenschaft war nicht versiert.
Möglicherweise war man vom Geschmack her sehr kompetent, aber was das herausragende Jurymitglied letztendlich ausmacht, ist, dass während des Testvorgangs nichts über seinen Gemütszustand nach außen dringt.
Auf der Summerstage wusste man jedoch schon beim Einschub des Eislöffels in die Mundhöhle, wie es der Jurorin, dem Juror schmeckt.
Bei positiver Begutachtung lächelten sich die Prominenten aufmunternd selbst zu, bei Ablehnung verzogen sie das Gesicht, dass es nachher drei, vier Sekunden brauchte, um erneut an Façon zu gewinnen.
Das Geheimnisvolle, das wichtigste im Leben der Juroren, fand nicht statt. Ein einziger trug Pokerface: Dieter Chmelar.
Zerging ein Eis auf seiner Zunge, war sein Mienenspiel Moll und Dur, heiß und kalt, Ioan Holender und Alfons Haider.
Das war brillant. Ein eigenes Schauspiel im Schauspiel, große Unterhaltung, kleines Kino.
Ich empfehle Herrn Chmelar als Eislaufrichter, Turmspringerjuror, Ringrichter und allen Misswahlveranstaltern.
Vielleicht hätten die Eisläuferinnen, Turmspringer und Missen keine rechte Freude mit ihm, aber Dieter Chmelar hat längst erkannt, dass die besten Juroren nicht den Objekten ihrer Einschätzung verpflichtet sind, sondern einzig und allein dem geifernden Publikum.
Kommentare