Dur & Moll
Verdi, Netrebko, Domingo – was soll da schon schiefgehen.
Es war, als löste sich die aufgestaute Begeisterung direkt in den Händen. Zu lange hatten sie auf ihren Einsatz gewartet und nun schlugen sie wie wild gegeneinander. Die Hoch-Rufer traten in interne Konkurrenz und die Blumenschleuderer auch. "Il Trovatore" in Salzburg. Zwei Personen wurden am stärksten akklamiert: Frau Netrebko und Herr Domingo. Die Menschen waren außer sich, glühten in den Gesichtern, in den Smokings und in den Abendkleidern und waren absolut davon überzeugt, einer Sternstunde beigewohnt zu haben. Verdi, Netrebko, Domingo – was soll da schon schiefgehen. Der Applaus wollte nicht enden, ein Triumph der Stimmen, die Kritiker zufrieden und wenn die Kritiker zufrieden sind, dann ist es das Festspielpublikum auch. Nach der Premiere die Interviews mit den Hauptdarstellern, Frau Netrebko im Glück, strahlend, lachend, jubilierend, von Feierlaune übermannt und dann – Schnitt. So ernst hat man Plácido Domingo schon lange nicht mehr gesehen. Nein, er hat sich an diesem Abend nicht wohl gefühlt, er kann wirklich nicht ganz sagen, woran es gelegen hat, Probleme mit der Luft, das Publikum war begeistert, ja schon, aber er hat sein Potenzial einfach nicht ausgeschöpft. Und dann schweigt er ganz kurz und sagt: "Wir wissen alle, ich kann es besser." Dem ersten Teil dieser Feststellung würde ich nicht zustimmen, dem zweiten Teil, wenn es Herr Domingo sagt, schon.
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