Er geht mit einem weinenden und einem weinenden Auge.

von Karl Hohenlohe

über den Abschied des französischen Botschafters

In der französischen Botschaft gab es kürzlich ein Konzert. Ein Abschiedskonzert. Der französische Botschafter geht, und man hat das Gefühl, er geht mit einem weinenden und einem weinenden Auge.

Er hat seine Profession vorbildlich ausgeführt, er hat österreichische Menschen kennengelernt, er hat Kontakte geknüpft und aus diesen Kontakten sind Freundschaften geworden.

Einer Fortführung seines Wirkens steht eigentlich nichts im Wege. Der Botschafter hat sich keine Verfehlung zuschulde kommen lassen, er ist auf keinem glatten Parkett ausgerutscht, er war äußerst beliebt, er war ein vorbildlicher Botschafter.

Der einzige Kontrahent im Leben des französischen Botschafters ist sein Alter. Ich kenne die Usancen der französischen Diplomatie nicht im Detail, aber es wird, wie überall auf der Welt, Altersgrenzen und Limits geben. Auch die Logik dieser Altersgrenzen verschließen sich mir.

Nun sah ich den Herrn Botschafter Gompertz an einem Vormittag und er meinte, dass die Zeit hier zur schönsten seines Lebens gehört hätte. In "Seitenblicke" bedankte sich Frau Gompertz bei allen Wienern, "die zwei Jahre hier waren das schönste Geschenk der Welt".

Am Nachmittag sah ich zufällig Dominique Meyer – der Staatsopern-Direktor meinte in einem Nebensatz, und es klang nach ehrlicher Überzeugung, "Ich liebe Wien".

Es mag viel zu sentimental klingen, aber manchmal ist man doch ein wenig stolz auf Österreich und seine Heimatstadt.

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