Es hat etwas sehr Sympathisches, wenn man einen Star in der Tramway trifft.

von Karl Hohenlohe

über seine Begegnung mit Operndirektor Meyer

Kürzlich sah ich auf dem Ring eine Straßenbahn vorbeifahren. Dies wäre nichts Besonderes, wenn diese Straßenbahn nicht einen prominenten Gast transportiert hätte.

Es war der beliebte Operndirektor Meyer. Nun gibt es in Österreich gleich zwei beliebte Operndirektoren und beide werden Direktor Meyer gerufen. Derjenige, der den Ring per Straßenbahn befuhr, war Dominique Meyer, der Chef der Wiener Staatsoper.

Gewöhnlich fahren Berühmtheiten mit dem Auto. Sehr berühmte Berühmtheiten werden gefahren, normale Berühmtheiten fahren selbst.

Wenn also ein Prominenter Straßenbahn fährt, fragt man sich: warum? Der negativ eingestellte Teil der Bevölkerung wird umgehend mutmaßen, Direktor Meyer wäre freiwillig in ein Beaujolais-Fass gefallen, hätte sich haltlos betrunken, wäre dann in sein Auto gestiegen, alsbald von einem Diensthabenden gestellt und zum Führerscheinentzug verurteilt worden. Der positiv eingestellte Teil der Bevölkerung glaubt, Direktor Meyer hätte sich in Grinzing bei einem Doppler vergessen, der Rest der Vermutung deckt sich mit den Miesepetern.

Es hat etwas sehr Sympathisches, wenn man einen Star in der Tramway trifft. Es zeugt von Bescheidenheit und dem Willen, mit dem Volk zu verkehren – im wahrsten Sinn des Wortes. Der Letzte, den ich sah, war Anton Benya und das ist doch ein wenig länger her.

Vielleicht verbindet Dominique Meyer auch ein Faktum mit der Queen, diese besitzt nämlich keinen Führerschein.

Ich bleibe am Ball.

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