Kapitalfehler
Die Medien überschlagen sich: Der reichste Mann der Welt engagiert sich in Österreich.
Carlos Slim, made in Mexiko, wird sich also an der Telekom Austria beteiligen.
Während der zweitreichste Mann der Welt gemeinhin ein Schattendasein fristet, wird dem reichsten Mann der Welt alle Aufmerksamkeit zuteil.
Die Fantasie geht mit den Menschen durch, sie glauben, die Milliardäre baden unentwegt in Eselsmilch, tragen goldene Brillengestelle, und vermuten, Kaviar wäre der Reis der reichen Leute.
Ich kann diese Vorurteile vollinhaltlich bestätigen.
Vor vielen Jahren war einmal der damals vielleicht reichste Mann der Welt in Wien zu Gast. Herr Kashoggi feierte ein Fest im Sacher und die Medien waren zugelassen.
Man konnte ihn fotografieren, seinen Anzug bestaunen und – wenn man die Thematik der Waffengeschäfte nicht unbedingt strapazierte – auch befragen.
Das war nicht gut so.
Wenn man die Menschen, an denen sich die Fantasien entzünden, persönlich kennenlernt, verliert sich ihr Status oft in der Normalität.
Das Exzentrische, die Muttermilch der Societymedien, vertrocknet und etwas Langeweile bleibt zurück.
Vielleicht ist der Telefonkäufer Carlos Slim ein wunderbarer Gesellschafter, ein herausragender Unterhalter, voller Witz und Charme und ein Philanthrop der alten Schule.
Vielleicht aber auch nicht, und deswegen wollen wir es nicht wissen.
Möglicherweise hält er es ja auch so wie sein Vorgänger, Jean Paul Getty, der in den Gästezimmern seines Schlosses Münztelefone installiert hatte.
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