Reich-Weite
Der Reichgewordene würde seine Armut leichter verschmerzen als der Reichgeborene.
Kürzlich kamen im Palais Harrach vermögende Leute zusammen.
Frau Schiller, vulgo „Seitenblicke“, wollte von den Anwesenden wissen, ob sie Angst hätten, einmal wieder arm zu sein.
„Nein“, sagte der Gastgeber Benko, „nein.“ Die reichen Menschen wären schlecht beraten, wenn sie sich ihr ganzes Leben fürchten müssten, wieder arm zu sein. Das wäre ein erbärmliches Dasein, gespickt mit Sorgen, Gier und Abertausenden Gesprächen mit windigen Anlageberatern. Der Reichgewordene würde seine Armut jedenfalls leichter verschmerzen als der Reichgeborene und es wäre interessant gewesen, hätte Frau Schiller einen Rothschild, einen Rockefeller oder Sprüngli vor die Kamera gelockt. Die Erben hätten anders geantwortet, allein die Frage hätte ihnen Schweißperlen auf die Stirn gezaubert.
Einer, der sein Leben lang frisch gepressten Blutorangensaft zum Frühstück getrunken hat, wird später nur schwer drauf verzichten können. Die Leserschaft des KURIER, nur vereinzelt mit Milliarden gesegnet, möchte nun wissen, ob die Besitzer von viel altem, respektive viel neuem Geld glücklicher sind als unsereins.
Dazu der Mehrhaubenkoch Mörwald: „Nein.“ Und dann, wenig überraschend: „Geld macht nicht glücklich.“
Ich kann noch eins draufsetzen und erinnere mich an Herrn Arndt Krupp von Bohlen und Halbach, der in einem Interview vom „Fluch des Geldes“ sprach.
Das freut diejenigen, die es nicht haben, es mildert ihren Neid und doch hindert es sie nicht daran, Euromillionenlose zu kaufen.
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