Jahrsager

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Aber vielleicht schwappt ja plötzlich ein Orkan der Veränderung durch das Land.

von Karl Hohenlohe

über Altes im neuen Jahr

Das alte Jahr beginnt wie das neue, mit dem ersten Jänner. Schon sind die ersten Silvestervorsätze gebrochen, das Anzünden der endgültig letzten Zigarette vertagt und die ersten Pläne für den kommenden Jahreswechsel geschmiedet. In den Zeitungen finden sich, wie im letzten Jahr, erste Hinweise auf die anstehenden Höhepunkte des gesellschaftlichen Treibens.

Der Opernball wird stattfinden, der Life Ball und der Song Contest. Aha. Zubin Mehta hat das Neujahrskonzert dirigiert, was für ein Programm, die Tempi haben gepasst und die aktuelle Aufnahme wird wieder ein Kassenschlager. Die "Staatskünstler" wird es nicht mehr geben, die einen meinen, weil sie zu goschert waren, die anderen, weil der Rundfunk die Gagen für den Song Contest braucht.

2015, sagen die Horoskope, nein, die Herrschaften, die sie sich aus den Sternen und den Fingern saugen, wird das Jahr der Veränderung. Bis jetzt kann ich dem nicht zustimmen, es verhält sich haargenau wie zum Auftakt 2014. Aber vielleicht schwappt ja plötzlich ein Orkan der Veränderung durch das Land, vielleicht finden Kaffeesieder-, Jäger- und Zuckerbäckerball nicht statt und die "Staatskünstler" kommen wieder.

Da fällt mir Roda Roda ein, der gegen Ende der Monarchie sein Stück "Feldherrenhügel" bei der Zensur nicht durch bekam. Der Zensor: "So lange es die k&k-Monarchie noch gibt, wird dieses Stück nicht gespielt". Herr Rosenbaum, alias Roda Roda, dessen Briefpapier übrigens mit dem Hinweis "Ohne Bindestrich" versehen war: "No, so wart'n ma halt die paar Wochen".

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