Im Dunkel munkeln

Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Da saßen Hunderttausende vor den Bildschirmen und nickten.

von Karl Hohenlohe

über Kaiserin Elisabeth

Nun ist wieder einmal ein Buch über die Kaiserin Elisabeth erschienen. Es schwelgt in dunklen Tönen und am Schluss gerät man zur felsenfesten Überzeugung, dass, wenn die Kaiserin gelacht hat, es ein Fauxpas war.

Den Leserinnen ist die düstere Seite der Majestät näher, sie wollen Sisi immer noch vor Vilma Degischer beschützen und wundern sich, dass Karlheinz Böhm dem Kaiser Franz Joseph so überhaupt nicht aus dem Gesicht geschnitten ist.

Ich habe lange überlegt, wie ich ein Buch über Kaiserin Elisabeth benennen würde und bald standen die Titel „Schwarze Rosen“, „Bonjour Komtesse“ und „Aufruhr im goldenen Käfig“ zur Disposition. Die Autorin des neuesten Elisabeth-Epos hat sich für „Mein Herz ist aus Stein“ entschlossen und spricht damit unzähligen Häftlingen aus der Seele, die das „aus“, einfach durch „in“ ersetzt haben.

Wieder einmal war der beliebte Seitenblickemitverantwortliche Dr. Walter Kienreich bei der Buchpräsentation zugegen und gerade, als ich dachte, da fehlt doch noch jemand, kam sie ins Bild.

Wie immer gelang es Lotte Ingrisch, die mit den Verstorbenen mindestens so einfühlsam spricht wie Prinz Charles mit den Blumen, die ganze Chose mit einigen, exakt treffenden Worten auf den Punkt zu bringen. „Sie war nicht ganz von dieser Welt“, weiß Ingrisch und ging ins Detail: „Aber sie war ganz von der anderen Welt.“ Da saßen Hunderttausende vor den Bildschirmen und nickten.

Als Frau Ingrisch auch noch, völlig zu Recht, anmerkte, die Kaiserin wäre eine „Amphibie des Seins“ gewesen, werden es wohl Millionen gewesen sein.

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