Hut ab
Zufrieden wippte ich also außer Takt mit, als plötzlich der unglaublich jugendlich wirkende Herr Arik Brauer des Weges kam ...
Es ist genau eine Woche her, dass die von mir favorisierte Straßenband "The Libertians" im Wiener Stadtpark spielte. Das Wetter war ansprechend, die Musik auch und bald hat sich ein kleines Adorantengrüppchen um die "Libertians" versammelt.
Zufrieden wippte ich also außer Takt mit, als plötzlich der unglaublich jugendlich wirkende Herr Arik Brauer (86) des Weges kam. Beschwingt wie ich nun einmal war, wollte ich von ihm wissen, ob er sich in jungen Jahren auch einmal als Straßenmusiker verdingte. Er verharrte eineinhalb Sekunden, sagte " Paris", lächelte und ging ab.
Aber das war noch lange nicht der Höhepunkt dieses denkwürdigen Tages im Leben eines ambitionierten Gesellschaftschronisten. Gerade hatten "The Libertians" ein Lied beendet – ich glaube, es war Chris Isaaks "Wicked Game" – und der Applaus begann ganz langsam abzuebben, als sich plötzlich eine schwarz gekleidet Person aus der Menge löste.
Erst machte der Mann zwei, drei zögerliche Schritte in Richtung des am Boden platzierten Spendenhutes, dann ging alles ganz schnell. Er nahm Geschwindigkeit auf, schon hatte man das Gefühl er würde zum doppelten Rittberger abheben, da brach er den Schwung in der Mitte ab, griff in seine Manteltasche, packte eine Münze und warf sie mit ungeheurer Eleganz, einer Halbdrehung und großer Treffsicherheit in den müden Borsalino.
Mit "Künstler helfen Künstlern" hat sich Lotte Tobisch ein großes Denkmal gesetzt und Otto Schenk, vergangenen Sonntag im Wiener Stadtpark vorerst einmal ein kleines.
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