Hofhalten
Wenn die Bäuerinnen nach Wien fahren, hat ihre Tracht etwas Ungekünsteltes.
Die Fahrzeuge haben kleine Dellen, hinter der einen Stoßstange steckt noch ein Büschel Heu und auf der Hutablage liegt wirklich noch einer. Aus ganz Österreich sind sie nach Wien gekommen, herausgeputzt, mit Kindern, Männern, Schwiegermüttern und Freundinnen.
Eine bietet behinderten Kindern Platz auf ihrem Bauernhof. Eine andere bäckt Brot mit eigenem Getreide. Frau Wiener hat, als die große Molkerei endgültig geschlossen wurde, kurzerhand selbst eine kleine gebaut. Jetzt produziert sie Schulmilch, Eiskaffee und Trinkjoghurt. Mit großem Erfolg. Frau Steiner hat pflegebedürftigen Personen ein neues Zuhause auf ihrem Bauernhof geschaffen. Applaus brandet auf, der Staat sagt Danke.
Im Ministerium wurden die „Bäuerinnen des Jahres“ ausgezeichnet.
Wenn die Großstädter in die Provinz fahren und sich mit Leinen behängen, hat das immer ein bisschen mit Anbiedern zu tun. Wenn die Bäuerinnen nach Wien fahren, hat ihre Tracht etwas Ungekünsteltes.
Das Foto mit dem Minister wird zu Hause ganz vorne in die Vitrine gestellt, und weil das so ist, holt man sich vor dem entscheidenden Blitz schnell noch die Kinder und den Mann aus dem Publikum.
Dann stehen sie alle gemeinsam da und lächeln. Das frühe Aufstehen ist vergessen, die Hitze, die Kälte, der Regen, der Hagel und dass sich der Urlaub schon wieder nicht ausgegangen ist.
Der größte Unterschied zu den gewohnten Ehrenzeichenverleihungen?
Die Ordensträger lassen sich immer alleine fotografieren.
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