Plötzlich sind Gummistiefel en vogue, gelbe Schlauchboote und Fahrverbotstafeln.

von Karl Hohenlohe

über das Gesprächsthema "Hochwasser"

„Land unter“ schreiben die Zeitungen und bei den verschiedensten Festivitäten beherrscht das Thema die Konversation.

Schon treten die ersten Prominenten aus ihren Verstecken, leiden öffentlich mit und verfluchen das Botox, das ihnen die Sorgenfalten genommen hat.

Überall sieht man Fotografien von Feuerwehrmännern in Schlauchbooten, die Kinder gerettet haben. Politiker stehen vor zerborstenen Brücken, die sie gerade erst eröffnet haben, Autos, die sonst an der Donau vorbeigefahren sind, werden nun von ihr transportiert, und der Blick in den Himmel verheißt vielen die Hölle auf Erden.

Ein ertrunkenes Reh wird vorbeigeschwemmt, eine Puppe, der kein Regen dieser Welt das strahlende Lächeln aus dem Gesicht zu zaubern vermag, und Schlamm, die hartnäckigste Krankheit, die das Wasser auf die Menschen übertragen kann.

Plötzlich sind Gummistiefel en vogue, gelbe Schlauchboote und Fahrverbotstafeln. Man fragt sich, wo vorher all die Säcke gelagert waren und wundert sich über die Unmengen Sand, die auf einmal in ihnen Platz gefunden haben.

Mobile Dämme, die eisernen Brüder und Schwestern der Schwammerln, die gleichfalls bei Regen aus der Erde schießen, stehen vor der nächsten Bewährungsprobe und werden nur noch durch Blicke und Hoffnung gehalten.

Plötzlich klart irgendwo der Himmel auf, die Gesellschaft ist ihres besten Gesprächsthemas beraubt und langsam wandelt sich das Wasser wieder vom unerbittlichen Feind zum kühlenden Freund.

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