Götterdämmerung
Es ehrt den Gesellschaftsredakteur, wenn er von den Stützen der Gesellschaft wahrgenommen wird.
Ich bin geschmeichelt. Nicht sehr, aber doch genug, um den Tag beschwingt zu eröffnen.
Der Erzbösewicht hat mir persönlich geschrieben und mich nicht nur so, sondern „herzlich“ zu den letzten Vorstellungen der „ Wagnerdämmerung“ (1., 2. und 4. Oktober, 19.30 Uhr, Post- und Telegrafenamt) und zu „Alma“ (5. Oktober) eingeladen.
Es ehrt den Gesellschaftsredakteur, wenn er von den Stützen der Gesellschaft wahrgenommen wird. Paulus Manker, mein favorisierter Wutbürger, hat sich also Zeit für mich genommen, seiner Freude über mein etwaiges Erscheinen Ausdruck gegeben und diesem potenziellen Glücksgefühl „Beste Grüße“ folgen lassen.
Ich muss gestehen, verehrte Leserschaft, dass mich ein leises Gefühl von „Jetzt-habe-ich-es-endgültig-Geschafft“ überkam.
Ein Fels in der Brandung der Berichterstattung, hoch geachtet von der Gesellschaft, feist, satt, saturiert und glücklich.
Aber nur bis letzten Dienstag. Da lief ich (oder umgekehrt) dem Autor und Kabarettisten Florian Scheuba über den Weg. Ich erzählte ganz beiläufig von meiner Erhöhung und plötzlich gestand Scheuba, ebenfalls von Herrn Manker persönlich eingeladen worden zu sein.
Ich schwankte, die Nachricht und ich mussten uns erst setzen, und dann wagnerdämmerte es mir, dass wahrscheinlich Dutzende Berühmtheiten und Hundertausende C-VIPs brieflich von Herrn Manker gebeten wurden.
Meinem Jungfernflug vom Gesellschaftsberichterstatter in die Gesellschaft war eine Bruchlandung gefolgt.
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