Ges.m.b.H.: Wortwechsel

Ges.m.b.H.: Wortwechsel
Über die wunderbare Sprache des Harald Serafin.
Karl Hohenlohe

Karl Hohenlohe

Es ist gar nicht so lange her, da klingelte das Telefon und Herr Serafin war am Apparat. Wegen seines sonnigen Gemüts schätze ich ihn sehr. Herr Serafin ist ja in den letzten Jahren durch ein Ereignis noch berühmter geworden. Er war als Juror in der Television unterwegs und gab dem bis dahin dahindümpelnden Wörtchen "wunderbar" neue, ungeahnte Kraft. Dies ging sogar so weit, dass man den Mörbisch-Intendanten zum Mr. Wunderbar erkor und sich die Leute auf die Schenkel klopften, wann immer er sich des Wörtchens "wunderbar" bediente. Kurz gesagt, Herr Serafin in Gemeinschaft mit dem Eigenschaftswort "wunderbar" wurde Kult und Kult ist sehr gefährlich. Kult beinhaltet immer auch ein wenig von zu viel, wird es dann eine Nuance mehr, kippt die Verehrung und der Liebling wird zum Loser. Erinnern wir uns an den sehr geschätzten Kanzler Figl, dessen "Gott schütze Österreich" uns heute noch so vertraut in den Ohren klingt. Aus sehr verlässlicher Quelle weiß ich, dass Herr Figl es wegen des großen Erfolges auch nach dem Krieg oft verwendete und möglicherweise doch zu offensiv mit "Gott schütze Österreich" umging. Dadurch verlor es ein wenig an Glanz und Gloria. Als Herr Serafin nun am Telefon war, betete ich zur Vorsehung, er möge um Gottes Willen das Wörtchen "wunderbar" nicht strapazieren und wirklich, kein einziges Mal nahm Herr Serafin "wunderbar" in den Mund. Verehrte Leserschaft, es mag ein wenig seltsam klingen, aber nach dem Auflegen war ich doch irgendwie enttäuscht. Einladungen, Beschwerden, Hinweise: karl.hohenlohe@kurier.at

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